Blutgruppen

Vor jeder Bluttransfusion muss eine Bestimmung der Blutgruppe erfolgen. Diese ist für die Auswahl des geeigneten Blutes bei einer Bluttransfusion von entscheidender Bedeutung. Dabei muss sowohl bei der Empfängerin/beim Empfänger als auch bei der Spenderin/beim Spender die Blutgruppe untersucht werden.

Das heute noch gültige humane ABO-Blutgruppensystem wurde im Jahre 1900 von Landsteiner beschrieben. Bis heute ist es das wichtigste System in der Transfusionsmedizin.
Es wird in die Blutgruppen A, B, AB und 0 eingeteilt und beruht auf der An- oder
Abwesenheit von A- und/oder B-Antigenen auf den Erythrozytenoberflächen (= Bestimmung der AB0-Blutgruppe) und auf der Gegenwart von Antikörpern im Serum (= Serumgegenprobe), die gegen die Antigene gebildet werden, die auf den Erythrozyten fehlen. Die A- und B-Substanzen befinden sich auch auf der Mehrzahl anderer Zellmembranen des menschlichen Organismus, was bei Organtransplantationen von Bedeutung ist.

Das Rhesussystem wurde 1940 von Landsteiner und Wiener entdeckt und ist das zweitwichtigste Blutgruppensystem in der Transfusionsmedizin. Der Rh-Faktor beruht auf An- oder Abwesenheit des D-Antigens auf den Erythrozyten (= Rh-positiv/Rh-negativ). Die klinische Relevanz des Rh-Systems ist auf die hohe Immunogenität des Antigens D zurückzuführen. Weitere wichtige Faktoren sind die Antigene C, c, E und e, die zusammen mit D die Rhesusformel bilden. Die Bestimmung der Rh-Formel beruht auf An- oder Abwesenheit der einzelnen Faktoren auf den Erythrozyten.
Das Kell-System ist das drittwichtigste Blutgruppensystem in der Transfusionsmedizin. Die beiden wichtigsten Antigene sind K (= Kell) und k (= Cellano). Die Bestimmung beruht auf An- oder Abwesenheit des Kell Antigens (= Kell positiv/Kell negativ).
Unverträglichkeitsreaktionen, die bis hin zum Tod der Fremdblutempfängerin/des Fremdblutempfängers führen können, entstehen durch eine Immunreaktion des Körpers gegen falsches (ungeeignetes) Fremdblut. Solche Immunreaktionen werden durch Antikörper ausgelöst. Eine Bestätigung der ABO Blutgruppe findet vor jeder Transfusion mit dem Bedside-Test statt. Hier wird durch den transfundierenden Arzt am Bett eine Blutprobe des Patienten auf die Blutgruppe der zu transfundierenden Konserve getestet.

Kreuzprobe

Die Kreuzprobe, auch serologische Verträglichkeitsprobe genannt, ist die notwendige Sicherung der Verträglichkeit von Spender und Empfänger vor jeder Transfusion von Erythrozytenkonzentraten. Sie dient der Erkennung blutgruppenserologischer Unverträglichkeiten zwischen Spender und Empfänger.

Die Kreuzprobe ist im Transfusionsgesetz als verpflichtender Teil der Voruntersuchung definiert. Um Verwechslungen und Fehlbestimmungen aufzudecken, wird aus jeder neu abgenommenen Patientenblutprobe eine Bestimmung der AB0- und Rhesusmerkmale (D)
durchgeführt.

Anders als der Antikörpersuchtest wird bei der Kreuzprobe mit Erythrozyten aus der zu transfundierenden Konserve mit dem Serum des Patienten inkubiert und auf mögliche Koagulation untersucht.

Antikörpersuchtest

Mit dem Antikörpersuchtest wird auf irreguläre (nicht natürliche) erythrozytäre Antikörper untersucht. Der Test wird in Vorbereitung von Bluttransfusionen durchgeführt und ist Teil der Vorsorgeuntersuchung von Schwangeren. Die Antikörper bilden sich durch eine nicht natürliche Sensibilisierung, z.B. durch Bluttransfusionen oder Schwangerschaft. Der Test wird mit jeder Blutgruppenbestimmung parallel durchgeführt, sofern die Bestimmung älter als 3 Tage ist, da dies den Zeitraum der Neubildung darstellt.

Das Testverfahren beinhaltet die Untersuchung mit 2 bis 3 Testerythrozyten mit bekannter Antigenstruktur. Bei vorliegenden irregulären Antikörpern findet eine Bindung statt, die als Agglutination (Verklumpung) sichtbar ist. Im Folgenden werden diese weiter differenziert. Das Standard-Testverfahren wird mit bis zu 12 Testerythrozyten unterschiedlicher Oberflächenmerkmalen getestet.